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Das alizarinblaue Zwergenkind
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von Börries Freiherr von Münchhausen
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Nein, was hab ich gelacht! Da kommt doch diese Nacht Ein kleinwinzig Zwergenkind Aus dem Bücherspind Hinter Kopischs Gedichten hervor Und krebselt an meinem Schreibtisch empor. Trippelt ans Tintenfaß: "Was ist denn das?" Stippt den schneckenhorndünnen Finger hinein, Leckt,- "Ui, fein!" Macht halslang, guckt dumm Nochmal in der ganzen Stube rum, Gottseidank, allein! Zwergenvater begegnet sich selber im Mondenschein, Mutti, um was Gescheiteres anzufangen, Is e bissel spuken gegangen. Da knöpft es sein Wämschen ab, Hemd runter, - schwapp! Spritzt's ins Tintenbad hinein, Taucht, plantscht, wischt die Augen rein, Pudelt Und sprudelt, Nimmt's Mäulchen voll, Prustet ein Springbrunn hoch zwei Zoll, Streckt's Füßchen raus, schnalzt mit den Zeh'n, Taucht, um mal auf'n Kopf zu stehn, - Endlich Schluß der Bade-Saison! Klettert raus, trippelt über meinen Löschkarton, Schuppert sich, über und über pitsche-patsche-naß, "Brr, wie kalt war das!" Ist selig, wie es sie zugesaut, Und kriegt eine alizarinblaue Gänsehaut. Nun trocknet sich's auf dem Löschpapier, Probiert dort und hier, Was da für'n feines Muster bleibt, - Als ob einer, der schreiben kann, schreibt! Ein Fußtapf, - wie 'ne Bohne beinah! Ein Handklitsch, - alle fünf Finger da! Nun die Nase aufgetunkt, Lacht schrecklich: Ein richtiger Punkt, Ein Punkt! Wo's aber gesessen hat Auf dem roten Blatt, - Wie's da hinguckt, Da hat's ein Dreierbrötchen gedruckt, Ein kleinwinziges zweihälftiges Dreierbrot, Blau auf rot! Erst lacht's. Dann schämt sich's. Und dann So schnell es kann Am Tischbein runter, Durch den Mondenschein In Schrank hinein! Ein Weilchen noch hinter den Büchern her Hörte ich's piepsen und heulen sehr, Hat so arg geschnieft und geschluckt, Weil es das - Dreierbrötchen da hingedruckt |
Die Heinzelmännchen zu Köln
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von August Kopisch
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Wie war zu Köln es doch vordem Mit Heinzelmännchen so bequem! Denn, war man faul, legte man sich Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht, Eh mans gedacht, Die Männlein und schwärmten Und klappten und lärmten Und rupften Und zupften, Und hüpften und trabten Und putzten und schabten... Und eh ein Faulpelz noch erwacht, War all sein Tagwerk... bereits gemacht!
Die Zimmerleute streckten sich Hin auf die Bank und reckten sich. Indessen kam die Geisterschar Und sah, was da zu zimmern war. Nahm Meißel und Beil Und die Säge in Eil! Sie sägten und stachen Und hieben und brachen, Berappppten Und kappten, Visierten wie Falken Und setzten die Balken.. Eh sichs der Zimmermann versah... Klapp, stand das ganze Haus... schon fertig da!
Beim Bäckermeister war nicht Not, Die Heinzelmännchen backten Brot. Die faulen Burschen legten sich, Die Heinzelmännchen regten sich - Und ächzten daher Mit den Säcken so schwer! Und kneteten tüchtig Und wogen richtig, Und hoben Und schoben, Und fegten und backten Und klopften und hackten. Die Burschen schnarchten noch im Chor... Da rückte schon das Brot,... das neue, vor!
Beim Fleischer ging es just so zu: Gesell und Bursche lagen in Ruh. Indessen kamen die Männlein her Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer. Das ging so geschwind Wie Mühl im Wind! Die klappten mit Beilen, Die schnitzten an Speilen, Die spülten, Die wühlten, Und mengten und mischten Und stopften und wischten. Tat der Gesell die Augen auf... Wapp! Hing die Wurst schon da... Im Ausverkauf!
Beim Schulkind war es so: es hielt Es nicht mehr aus im Haus und spielt. Die Hausaufgaben ließ es sein, Die Männlein machten sie gar fein. Sie schreiben geschwind So wie der Wind. Sie rechnen und malen Die Ziffern und Zahlen Und krixeln Und kraxeln, Sie lasen, radierten, Sie basteln, kopierten. Und eh das Schulkind es gedacht,... War schon die Hausarbeit... bereits gemacht.
Einst hatt ein Schneider große Pein: Der Staatsrock sollte fertig sein; Warf hin das Zeug und legte sich Hin auf das Ohr und pflegte sich. Da schlüpften sie frisch Auf den Schneidertisch: Sie schnitten und rückten Und nähten und stickten, Und faßten Und paßten, Und strichen und guckten Und zupften und ruckten. Und eh mein Schneiderlein erwacht, ... War Bürgermeisters Rock ... bereits gemacht!
Neugierig war des Schneiders Weib Und macht sich diesen Zeitvertreib: Streut Erbsen hin die andre Nacht, die Heinzelmännchen kommen sacht: Eins fähret nun aus, Schlägt hin im Haus, Die gleiten von den Stufen Und plumpen hin in Kufen, Die fallen Mit Schallen Die lärmen und schreien Und vermaledeien! Sie springt hinunter auf den Schall ...
Mit Licht: husch, husch, husch, husch! ... verschwinden all!
Ach, daß es noch wie damals wär! Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her! O weh! Nun sind sie alle fort Und keines mehr hier am Ort! Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn, Man muß nun alles selber tun! Ein jeder muß fein Selbst fleißig sein, Und kratzen und schaben Und rennen und traben Und schniegeln Und bügeln, Und klopfen und hacken und kochen und backen |
Das Huhn
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von Chr. Morgenstern
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In der Bahnhofshalle, nicht für es gebaut, geht ein Huhn hin und her... Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh'r? Wird dem Huhn man nichts tun? Hoffen wir es! Sagen wir es laut: daß ihm unsre Sympathie gehört, selbst an dieser Stätte, wo es - "stört"!
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Es kommt ein Zeitpunkt im Leben
an dem man realisierst wer einem wichtig ist, wer es nie war und wer es immer sein wird. So mach ich mir keine Gedanken über die Menschen aus meiner Vergangenheit, denn es gibt einen Grund weshalb sie es nicht in meine Zukunft geschafft haben. |
Der Mops von Fräulein Lunden
von James Krüss
Der Mops von Fräulein Lunden |
Wie konntest Du nur ?
Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen Possen und brachte Dich zum Lachen. Du nanntest mich Dein Kind, und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so manchem geschlachteten Sofakissen wurde ich Dein bester Freund. Immer wenn ich "böse" war, erhobst Du Deinen Finger und fragtest mich "wie konntest Du nur?" - aber dann gabst Du nach und drehtest mich auf den Rücken, um mir den Bauch zu kraulen. Mit meiner Stubenreinheit dauerte es ein bisschen länger als erwartet, denn Du warst furchtbar beschäftigt, aber zusammen bekamen wir das in den Griff. Ich erinnere mich an jene Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest, und ich glaubte, das Leben könnte nicht schöner sein. Gemeinsam machten wir lange Spaziergänge im Park, drehten Runden mit dem Auto, holten uns Eis (ich bekam immer nur die Waffel, denn "Eiskrem ist schlecht für Hunde", sagtest Du), und ich döste stundenlang in der Sonne, während ich auf Deine abendliche Rückkehr wartete. Allmählich fingst Du an, mehr Zeit mit Arbeit und Deiner Karriere zu verbringen - und auch damit, Dir einen menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete geduldig auf Dich, tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg, tadelte Dich niemals wegen schlechter Entscheidungen und Überschlug mich vor Freude, wenn Du heimkamst und als Du Dich verliebtest Sie, jetzt Deine Frau, ist kein "Hundemensch" - trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen, versuchte ihr meine Zuneigung zu zeigen und gehorchte ihr. Ich war glücklich, weil Du glücklich warst. Dann kamen die Menschenbabies, und ich teilte Deine Aufregung darüber. Ich war fasziniert von ihrer rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie genauso bemuttern. Nur dass Du und Deine Frau Angst hattet, ich könnte ihnen wehtun, und so verbrachte ich die meiste Zeit verbannt in einem anderen Zimmer oder in meiner Hütte. Oh, wie sehr wollte auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem "Gefangenen der Liebe". Als sie aber größer waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackligen Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase. Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührung - denn Deine Berührung war jetzt so selten geworden - und ich hätte sie mit meinem Leben verteidigt, wenn es nötig gewesen wäre. Ich kroch heimlich in ihre Betten, hörte ihren Sorgen und Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch Deines Wagens in der Auffahrt. Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du auf die Frage, ob Du einen Hund hättest, ein Foto von mir aus der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich. In den letzten Jahren hast Du nur noch mit "Ja" geantwortet und das Thema gewechselt. Ich hatte mich von "Deinem Hund" in "nur einen Hund" verwandelt, und jede Ausgabe für mich wurde Dir zum Dorn im Auge. Jetzt hast Du eine neue Berufsmöglichkeit in einer anderen Stadt, und Du und sie werdet in eine Wohnung ziehen, in der Haustiere nicht gestattet sind. Du hast die richtige Wahl für "Deine" Familie getroffen, aber es gab einmal eine Zeit, da war ich Deine einzige Familie. Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir am Tierheim ankamen. Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit. Du fülltest die Formulare aus und sagtest "Ich weiss, Sie werden ein gutes Zuhause für sie finden". Mit einem Achselzucken warfen sie Dir einen gequälten Blick zu. Sie wissen, was einen Hund oder eine Katze in "mittleren" Jahren erwartet - auch mit "Stammbaum". Du musstest Deinem Sohn jeden Finger einzeln vom Halsband lösen, als er schrie "Nein, Papa, bitte! Sie dürfen mir meinen Hund nicht wegnehmen!" Und ich machte mir Sorgen um ihn und um die Lektionen, die Du ihm gerade beigebracht hattest: Über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung, und über Respekt vor allem Leben. Zum Abschied hast Du mir den Kopf getätschelt, meine Augen vermieden und höflich auf das Halsband und die Leine verzichtet. Du hattest einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen. Nachdem Du fort warst, sagten die beiden netten Damen, Du hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem bevorstehenden Umzug gewusst und nichts unternommen, um ein gutes Zuhause für mich zu finden. Sie schüttelten den Kopf und fragten "Wie konnte er nur?". Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon vor Tagen verloren. Anfangs rannte ich immer vor ans Gitter, sobald jemand an meinen Käfig kam, in der Hoffnung, das seiest Du - dass Du Deine Meinung geändert hättest - dass all dies nur ein schlimmer Traum gewesen sei... oder ich hoffte, dass es zumindest jemand wäre, der Interesse an mir hätte und mich retten würde. Als ich einsah, dass ich nichts aufzubieten hatte gegen das vergnügte Um-Aufmerksamkeit-Heischen unbeschwerter Welpen, ahnungslos gegenüber ihrem eigenen Schicksal, zog ich mich in eine ferne Ecke zurück und wartete. und trottete hinter ihr her den Gang entlang zu einem abgelegenen Raum. Ein angenehm ruhiger Raum. Sie hob mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, es sei alles in Ordnung. Mein Herz pochte vor Aufregung, was jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl der Erleichterung. Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit abgelaufen. Meiner Natur gemäß war ich aber eher um sie besorgt. Ihre Aufgabe lastet schwer auf ihr, und das fühlte ich, genauso wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte. Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an, während eine Träne über ihre Wange floss. Ich leckte ihre Hand, um sie zu trösten, genauso wie ich Dich vor vielen Jahren getröstet hatte. Mit geübtem Griff führte sie die Nadel in meine Vene ein. Als ich den Einstich fühlte und spürte, wie die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen und flüsterte "Wie konntest Du nur?" Vielleicht verstand sie die Hundesprache und sagte deshalb "Es tut mir ja so leid". Sie umarmte mich und beeilte sich mir zu erklären, es sei ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich bald an einem besseren Ort wäre, wo ich weder ignoriert noch missbraucht noch ausgesetzt werden könnte oder auf mich alleine gestellt wäre - einem Ort der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als dieser irdische Ort. Und mit meiner letzten Kraft versuchte ich ihr mit einem Klopfen meines Schwanzes zu verstehen zu geben, dass mein "Wie konntest Du nur?" nicht ihr galt. Du warst es, mein geliebtes Herrchen, an den ich dachte. Ich werde für immer an Dich denken und auf Dich warten. Möge Dir ein jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen. Copyright Jim Willis 2001 |
Der Weihnachtsspaziergang
Ein kleiner Hund aus gutem Haus, der riß an Weihnachten einst aus. Einen Spaziergang fand er labend, besonders grad am Heiligen Abend, wenn alle Menschen sind in Eile und Hunde haben Langeweile. Zunächst lief er durch seinen Garten und wollte auf das Frauchen warten. Die kam nicht heim so lief er fort. Trollt sich gemächlich durch den Ort, verbellt ein bisschen Prinz und Rexi, besucht dann freundlich Nachbars Hexi. Kurz, er genießt nach Hundeweise ne" muntere kleine Weihnachtsreise. Vergnügt strolcht er auch übern Markt, wo sonst sein Frauchen öfters parkt. Doch als er nun nach Hause wollte, wusst er nicht mehr wohin er sollte. Er setzt sich vor den Metzgerladen, ein Stückchen Wurst könnt jetzt nicht schaden, doch eh er noch danach gefragt, wird er schon grob davongejagt. "Was willst Du hier, du selten blöder, häßlich kleiner Straßenköter!" Dem kleinen Hund wird bang zumute. Er senkt die Ohren, klemmt die Rute tief zwischen seine Beine ein. Wie gern würd er zu Hause sein, in seinem warmen Hundebett. Die Menschen hier sind gar nicht nett. Schon naht von fern ein Polizist. " Der wird mich fangen, so ein Mist". Das kleine Hundchen rennt und rennt, bis es nicht Weg und Steg mehr kennt. Längst ist es aus der Stadt hinaus-vorbei am allerletzten Haus. Da plötzlich hört der kleine Schlingel den Klang von Hufen und Geklingel. Und sieht im Lichterglanz einen Schlitten, der kommt wie aus des Himmels mitten und wie aus einem großen Tor klingt Lachen und Musik hervor. "Freut euch ihr Menschen auf der Erden, euch soll das Fest der Weihnacht werden, mit Glück und Freude und Geschenken, will euch das Christkind jetzt bedenken!" Wer denkt in dieser frohen Stunde an arme, heimatlose Hunde? So bellt und jault das Hündchen kläglich, " Ein kleiner Hund, ja ist das möglich?" Schon naht sich ihm mit schnellen Schritten das Christkind selbst vom goldenen Schlitten und nimmt ihn freundlich auf den Arm. " Nun hast du es hier erst einmal warm." "Ich bring dich in den Hundehimmel, du glaubst gar nicht welch ein Gewimmel von netten Hunden wird dort warten im wunderschönen Himmelsgarten." Das Hündchen lässt sich gerne tragen, doch fragts " was wird mein Frauchen sagen?" Es jault auf einmal ganz erschreckt," wenn es jetzt das ich weg, entdeckt? Es denkt doch gleich ich bin gestorben und dann ist ihm das Fest verdorben. Im Himmel wär es sicher schön, doch Christkind, das musst du verstehn, mein Frauchen, das mich zärtlich liebt, wär sicher allzusehr betrübt." Das Christkind lächelt und es nickt, "Du weißt was sich für Hunde schickt. Des Hundes Liebe ist die Treue, drum bringe ich dich jetzt aufs Neue zu deinen Menschen schnell nach Haus - und dann reißt du nie wieder aus." Der Schlitten fliegt mit Schellenklang den Waldweg und die Straß entlang. Dem Hündchen ist es wie ein Traum, schon sitzt es unter dem Weihnachtsbaum. " Da ist ja unser Strolchi wieder ruft Frauchen und die Weihnachtslieder, die klingen fröhlich jetzt und heiter, das Christkind, das fährt leise weiter. (Elisabeth Petzina) |
Dein Hund
Wenn alle dich meiden und hassen, |
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Wie wahr...
Als sie die Kampfhunde ausrotteten
habe ich geschwiegen, ich hatte ja keinen Kampfhund
Als sie die Herdenschutzhunde abholten habe ich geschwiegen, ich hatte ja keinen Herdenschutzhund.
Als sie die größeren Rassen verboten, habe ich geschwiegen- ich hatte ja keinen größeren Hund. Als sie meinen Hund abholten, hat das niemanden mehr interessiert. |